Wu Dram Clan

Wu Dram Clan - ein mittlerweile legendärer Abfüller aus Deutschland, weltweit Zuhause. Boris, Taksad und Seb haben es sich zur Aufgabe gemacht, nur die Besten Fässer auszuwählen und in Kooperation mit den Produzenten unter der Marke Wu Dram Clan abzufüllen. 

Wir freuen uns sehr, dass wir seit der neusten Weihnachtsabfüllung als Händler für Ihre Armagnac und Cognac dabei sind. Zum Start führte Sascha ein Interview mit Sebastian, um das Projekt und ihre Mitglieder kennenzulernen.

Am Freitag habt ihr eure neueste Abfüllung angekündigt: Eure erste Weihnachtsabfüllung. Parallel zum ersten Schnee in Stuttgart, gutes Timing! Was hat euch an diesem Fass besonders fasziniert?

Nun, vor Ort finden sich immer die besten Fässer, so war das auch mit diesem Fass von 1986. Nach einem wunderbaren Abend sind wir kurzentschlossen nochmals in den Keller von Aurian gewandert und bei einem spontanen Tasting stach dieses Fass hervor. Man hört öfters, dass die letzten Proben immer die besten sind ;) 

Wie seid ihr auf die Idee zum “hübschesten” Label des Jahres gekommen? ;)
Ja, dazu gibt es eine ganz witzige Geschichte, unser Indy Bottler Freund Jens Unterweger von Whisky Fässle trägt immer einen XMas Pullover, der einem direkt ins Auge sticht. Long Story Short, wenn Jens sein Profilbild auf dieses Meisterwerk inkl Pulli ändert weiss jeder um ihn herum “jetzt ist Winter” - somit war sein Pullover der Zündfunken zu dieser Idee.

Es ist nun ca. drei Jahre her, seitdem der Wu Dram Clan gestartet ist. Wer steckt hinter dem Wu Dram Clan und woher kennt ihr drei euch?
Boris aus München, Taksad aus Kyoto (Japan) und ich, Sebastian aus der Nähe von Strasbourg.
Wir kennen uns schon einige Jahre aus der Szene, irgendwann kam es dann zur Idee, ein Trio zu gründen und im Auftrag des Geschmacks Bottlings an den Start zu bringen, die uns Spaß machen.

 

 

Wie kam es zum Start als unabhängiger Abfüller?
Nach dem Projekt LAGAVULIN 21 als OB (Originalabfüllung) von Diageo war uns klar, dass dies kein One Hit Wonder werden sollte, sondern wir Blut geleckt hatten was das “Abfüllen” von selbst ausgewählten Proben betrifft.

Habt jeder im Team eine spezielle Rolle oder macht jeder “alles”?
Tatsächlich übernehmen Boris und ich vieles, um Taksad aus Japan aufgrund der Entfernung auch aus dem Schussfeld zu nehmen. Es ist für uns um ein Vielfaches einfacher mit den (meist) europäischen Produzenten die Gespräche zu führen. Sobald unsere japanische Serie an den Start geht, wird sich das Gewicht in Richtung Taksad verschieben. Das ist am Ende vermutlich einfach nur pragmatisch gedacht.

Wie lange hat es von der Idee bis zur ersten (offiziellen) Veröffentlichung gedauert?
Gute Frage, im Nachhinein kommt einem eine vergangene/ältere Zeitspannen meist nicht mehr so lange vor wie im Prozess selbst. Oftmals hängt es aber an den Produzenten. Das kennt ihr sicherlich zu gut 🙂 Beim Lagavulin verging fast ein Jahr.

Wie lange beschäftigt ihr euch persönlich schon mit Spirituosen? War schottischer Whisky eure erste Leidenschaft oder gab es davor schon andere Favoriten?
Vermutlich schon viel zu lange, würde mein Arzt jetzt hören wollen.
Nein, quatsch, seit meiner Jugend habe ich mich mit Geschmäckern auseinandergesetzt und war stets auf der Jagd nach weiteren sensorischen Spitzen. Was mich am Alkohol oftmals stört, ist der Alkohol - so doof das klingen mag, aber am liebsten würde ich den ganzen Tag damit verbringen, Proben miteinander zu vergleichen und neue sensorische Erfahrungen zu machen. Leider ist durch die Wirkung von Alkohol Vorsicht geboten und beschränkt das ganze natürlich.

 

Nach den ersten schottischen Whiskies seid ihr als einer der allerersten Abfüller auch Richtung Cognac und Armagnac geschwenkt. Was hat euch zu diesem Schritt bewegt?
Wir wussten, dass der Brexit die Reblaus des Whiskies sein wird. Unsere Leidenschaft zu den French Spirits war schon längst verankert. Nur das Vertrauen, solche Dinge an den Start bringen zu können, war noch nicht ganz da. Ende 2019 Anfang 2020 ging es dann mit unserer ersten Cognac Abfüllung los und wir hatten ein unglaublich positives Feedback, sodass wir in 2020 mehrere Cognac & Armagnac Bottlings an den Start brachten. Joa und der Rest ist Geschichte.

Könnt ihr euch noch an die ersten Reaktionen der Maltheads erinnern? Waren alle gleich Feuer und Flamme?
Beim Cognac tatsächlich schon, Armagnac ging eher in die Rum Szene und auch schon damals mit großem Erfolg. Der Whisky Nerd mag es eher balanciert und ohne sensorischen Spitzen - diese Extreme würde ich eher den Rum Freunden zugestehen. So war es quasi ein Äquivalent der beiden Szenen : Whisky x Cognac und Rum x Armagnac. Diese Formel bröselt ein wenig, da viele sich an den Geschmack “heran” getrunken haben und somit diese Spirituose besser verstehen.

Wann hast du deinen ersten Armagnac probiert und welcher war es?
Oh das weiss ich nicht mehr, da ich an der französischen Grenze wohne, müsste ich meine Mutter fragen :) Unser “Havana-Cola” war damals schon Clement :)

Welcher Armagnac schaffte es, dass diese Kategorie mehr in den Fokus für dich/euch rückte?
Da gibt es viele Stile, die ich liebe, was mich aber immer wieder aufs Neue abholt: die 70er Chateau de Gaube Jahrgänge. Ich liebe Weißweine aus dem Burgund und müsste ich einem Armagnac Style solche eleganten und mineralischen Eigenschaften anheften, dann wäre es ein Gaube.

Was ist eure Philosophie bei der Auswahl der Fässer? Wie entscheidet ihr, was abgefüllt wird und was nicht?
Alles oder Nix, wenn jemand dagegen ist, wird's kein Bottling geben. Wir testen meist unabhängig und setzen uns dann mit den individuellen Ergebnissen auseinander. Die Regel ist, 90 Punkte muss er für jeden im geistigen Bewertungsbogen mindestens erreichen.

Ist das nicht ein enormer Aufwand, immer die Samples nach Japan zu schicken um von allen drei ein Feedback zu den Proben zu bekommen?
Ja, der Aufwand ist nicht zu unterschätzen.

Ihr seid auch oft in Frankreich unterwegs und besucht die Produzenten direkt. Wie läuft so ein Besuch normalerweise ab und was war der lustigste Moment, den ihr bisher erlebt habt?
Sieg & Destroy, ihr kennt das :) Da gibt es unzählige! 

Habt ihr eine Präferenz bei der Auswahl der Fässer (Fassstärke vs. verdünnt, Single Cask vs. Blend, etc.)?
CS und SC, aber das ist nicht immer machbar. Die Politik der Produzenten war jahrelang auf einen anderen Fokus getrimmt.

Wählt ihr nur Fässer aus, die "naturbelassen" sind, oder füllt ihr auch mal was ab, dem Zucker, Farbstoffen oder Boisé zugesetzt wurde? 
Von Zusätzen distanzieren wir uns, auch wenn es zur Tradition der Regionen gehört. 

 

Wie viele Fässer müsst ihr probieren, bevor ihr eines findet, das ihr als Wu Dram Clan Abfüllung veröffentlichen wollt? 

Manchmal reicht eines. Das kann ich nicht pauschalisieren. Deshalb sind die Besuche vor Ort so wichtig. Würden wir Samples per Post anfragen, so wäre die Auswahl im Generellen schon begrenzt.

Welches Fass war am schwersten zu bekommen? Habt ihr Fässer probiert, von denen ihr begeistert wart, der Hersteller es aber nicht verkaufen wollte?
Ja, das ist uns schon öfter passiert. Besonders im Whiskybereich. Mittlerweile ist es der Preis der uns zur Niederlage zwingt. Das Gefühl, den perfekten Whisky gefunden zu haben, aber ihn niemals dem Kunden anbieten zu können, ist kein tolles Gefühl. Allerdings ist die Preisspirale für alte, spannende Whiskies jenseits von gut und böse. Das hält sich bei den French Spirits noch in Grenzen - es ist ein Spiel mit dem Feuer, wird's super hipp werden die Preise aufgrund der limitierten Bestände natürlich seitens der Produzenten auch steigen. 

Bei Armagnac fokussiert ihr euch bisher auf eure Lieblingshäuser Baraillon und Aurian. Wann zieht ihr den nächsten Underdog aus dem Hut?
Aurian kauft von vielen Underdogs Fässer zu, somit sind Aurians keine Single Estates von Aurian selbst. Das ist für uns super spannend, weil wir in einen Keller gehen und 30 Domains zur Auswahl haben. Das haben viele nicht auf dem Schirm.

Seit diesem Jahr bringt ihr auch unter der Marke Grapediggaz, zusammen mit Kirsch Import, regelmäßig Cognac und Armagnac heraus. Wie würdest du die zwei Marken voneinander abgrenzen? Wie entscheidet ihr, was als Grapediggaz und was als Wu Dram Clan auf den Markt kommt?
Bei GrapeDiggaz wollen wir die große Gemeinschaft der Whisky- und Rum-Fans überzeugen. Das heißt, die Bottlings sollten so preisstabil sein, dass auch der “vorsichtige” Trinker mal zur Alternative greift. Gleichwohl muss die Qualität stimmen. Bei WU füllen wir gerne mal abgefahrene Sachen ab, die auch diesen “love it or hate it” Moment in einem hervorrufen können.

Manche eurer Labels designed ihr komplett selbst, manche kommen im Design der Produzenten mit eurem Logo drauf. Sind das für euch zwei Linien oder passiert das eher nach Lust und Laune?
Wir geben gerne den Credit ans Haus, sodass die Produzenten mit einem Original Bottling (deren Design und unser Logo) mehr im Fokus stehen. Diese Produzenten verbringen ihr Leben damit und wir kaufen einfach nur zu. Deshalb ist es uns wichtig, dass die Häuser die vollen “ALL EYES ON” bekommen.

Wie sieht euer Designprozess für die Labels mit eurer Designerin aus?
Anfrage, Mock-Up, GO - wie Männer eben telefonieren 

Hast du einen Favoriten unter den bisherigen (Armagnac) Releases? Wenn ja, welches?
Ja, der ganz neue 86er XMAS - die Abfüllung macht mir richtig Spaß.

 

Wie siehst du den aktuellen Markt für Armagnac in der EU und im Allgemeinen?
Auf dem Vormarsch. Das Volumen ist klein, die Begeisterung wächst. Das sind keine schlechten Parameter.

Siehst du einen größeren Unterschied zwischen Armagnac und Cognac (bzgl. Markt)?
Die Cognac Häuser haben Rennpferde, wie Hennessy - diese Big Boys arbeiten im Grunde für die Marke COGNAC weltweit. Armagnac hat nichts Vergleichbares. Deshalb ist Armagnac natürlich weltweit ein Underdog. Geschmacklich wage ich keine Vergleiche, weil der Destillationsprozess ein anderer ist. 

Immer mehr Whiskytrinker sind neugierig auf Malternatives. Bemerkt ihr dies in Ihrer Kommunikation mit den Produzenten, der Verfügbarkeit und den Preisen der Fässer?
Wir haben so früh angefangen, dass wir “Noch” eine Art Vorreiterstellung bei den Produzenten genießen. Dies kann sich natürlich ändern. Mich freut es für die Produzenten sehr, dass sie solch einen Zulauf bekommen.

Was trinkst du am liebsten privat zum Genuss, wenn mal keine Fassproben im Glas landen?
Weißwein aus dem Burgund und im Sommer ein ordentliches Glas “badisches” Bier 🙂

Welche Anekdote aus Armagnac musst du noch loswerden?
“Ist das Faßstark?
-Ja wir haben es nur ein wenig verdünnt”
“Aber dann ist es doch nicht mehr Fassstark
- Doch, es ist ja noch im Fass”

Sagt vieles darüber aus, wie verschieden wir darüber denken!